Station 31/15

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In diesem Fotoprojekt geht es um den Prozess der Zwangsentschleunigung eines ehemals bewirtschafteten Halbleiterwerkes in Leipzig. Als Symbol für beschleunigte Arbeitsprozesse unter dem ständigen Druck der Effektivität innerhalb einer immer rasanter wach­senden Lebensrealität und Ökonomie zeugt die verlassene Präsenz der entschleunigten Ruhe von den wechselstromhaften Bewegungen, denen sie sowohl ihre Existenz, als auch ihren späteren Verfall zu verdanken hat.

Mit dem Brachliegen verliert die Arbeitsstätte ihre ursprüngliche Bedeutung innerhalb von Leben, Gesellschaft und Ökonomie, welche nur noch in Spuren erkennbar wird. Diese erzeugen eine Ahnung von dem ehemals produk­tiven Schaffen und deuten somit unentwegt auf das Fehlende im Sichtbaren hin: den Men­schen. Das Tragische des Prozesses liegt somit nicht in der verfallenden Architektur und Maschinerie als solcher. Vielmehr sind es die einzelnen, deren Vergangenheit in dem selbst angestoßenen Lauf der Dinge sie gleichsam zu Akteuren und Betroffenen der stän­digen Wechselbewegung von Beschleunigung und Entschleunigung werden lässt.
In dieser Spannung zwischen damals und heute stellt der Mensch jedoch nicht nur den Ur­sprung der Bewegung dar, deren Endlichkeit die Ruine bezeugt. Ebenso weist er über das Hier und Jetzt hinaus, indem er das Potential zur erneuten, möglicherweise alternativen Aneignung des entschleunigten Ortes und somit die Kraft zur Wieder-­ und Neu­belebung in sich birgt.